Der Albtraum eines jeden Trainers?
Die Teilnehmer hassen deinen Workshop.
Die Lösung?
Erst gar nicht nach Feedback fragen.
Allerdings ist dies ein folgenreicher Fehler und der erste in diesem Artikel.
In den letzten vier Jahren habe ich über 150 Schulungen und Workshops durchgeführt und dabei ist mir immer mehr bewusst geworden: Das Feedback der Teilnehmer ist der Motor, um Schulungen kontinuierlich zu verbessern.
Holst du kein Feedback ein, dann fehlt dir dieser Antrieb.
Hier zwei einfache Methoden, wie du Feedback in deinen Workshops und Schulungen einholen kannst.
Methode 1: ROTI-Skala
Stelle den Teilnehmern des Workshops diese Frage:
„Hat sich deine für dieses Meeting investierte Zeit bis jetzt gelohnt – in Relation zu dem erzielten Nutzen für deine tägliche Arbeit?“
Mit folgenden Auswahlmöglichkeiten:
Wertlos. Die bis jetzt investierte Zeit ist verloren.Geringer Nutzen. Bis jetzt wurde zu viel Zeit für zu wenig Nutzen investiert.Bis jetzt ist das Verhältnis zwischen Nutzen und investierter Zeit ausgewogen.Der Nutzen überwiegt die investierte Zeit bis jetzt.Wertvoll. Bis jetzt ist der Nutzen groß im Verhältnis zur investierten Zeit.
Ich nutze diese Frage auch regelmäßig. Mehr noch, ich stelle sie mehrmals in meinen Workshops. Dies bietet mir die Möglichkeit, direkt auf das Feedback zu reagieren.
Nach der Schulung oder dem Workshop kannst du auch noch eine Umfrage nutzen, um mehr Feedback zu erhalten. Hier mein bewährtes Format:
Methode 2: Umfrage
Ich stelle die Frage:
„Wie wertvoll fandest du die Inhalte des Trainings?“
Dann stelle ich den Teilnehmern eine Liste mit den Themenblöcken zur Verfügung und bitte sie, diese aufsteigend nach Wert zu sortieren. Diese Methode liefert dir eine einfache Auswertung, welche Inhalte für die Teilnehmer besonders hilfreich waren und welche nicht.
Nachdem das Feedback gesammelt wurde, passiert mir häufig dieser zweite Fehler:
Fehler 2: Feedback persönlich nehmen
Wenn ein Teilnehmer zu dir kommt und sagt: „Das ist falsch“, oder: „Die Schulung holt mich nicht ab“, dann heißt das nicht, dass du ein schlechter Trainer oder gar ein schlechter Mensch bist. Die Aussagen der Teilnehmer persönlich zu nehmen, ist ein folgenreicher Fehler. Du fühlst dich schlecht. Du zweifelst an deinen Fähigkeiten. Es kann sogar so weit kommen, dass du nicht mehr zurück in die Schulung gehen willst. Höre stattdessen genau zu, was der Teilnehmer sagt: „Das ist falsch“. Dies bedeutet doch für dich nur, dass etwas nicht stimmt und der Teilnehmer dir die Möglichkeit geben will, es zu korrigieren. Gleiches gilt für die Aussage: „Die Schulung holt mich nicht ab“. Nüchtern betrachtet bedeutet es doch nur, dass die Schulung den Teilnehmer nicht abholt. Es hat nichts mit dir zu tun. Lass es mich drastischer formulieren:
Du bist nicht die Schulung.
Was kannst du tun, um Feedback nicht persönlich zu nehmen?
Mir hilft Abstand. Wenn am Ende des Trainings Feedback auf deiner Feedbackwand steht, dann lies es in Ruhe durch und entferne dich erstmal von der Wand. Gehe spazieren. Genieße den restlichen Tag. Erinnere dich daran, dass es hier nicht um dich geht. Es geht auch nicht um deine Qualitäten als Trainer. Es geht nur um diese Schulung. Der Abstand, den du dadurch gewinnst, hilft dir, das Feedback am nächsten Tag objektiver zu betrachten.
Ein guter Test, ob du genug Abstand gewonnen hast, lautet:
Ist meine Reaktion auf das Feedback eine Rechtfertigung? Dann brauchst du noch mehr Abstand.
Erst wenn du kein Bedürfnis hast, dich zu rechtfertigen, siehst du das Feedback objektiv. Und nun kannst du entscheiden, ob und wie du reagieren solltest.
Entscheidest du dich, etwas am Design der Schulung zu ändern, dann sei auf der Hut. Auch hier kannst du einen folgenreichen Fehler machen. Das bringt uns zum letzten Fehler dieses Artikels.
Er lautet:
Fehler 3: Alles auf einmal ändern
Ich weiß nicht, wie viel Zeit ich schon verschwendet habe, meine digitalen Whiteboards oder Schulungsunterlagen komplett neu zu machen.
Mache diesen Fehler nicht. Stattdessen kannst du so vorgehen:
Schritt 1: Isoliere das Feedback
Aus meiner Erfahrung gibt dir die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer nur sehr vages Feedback. Zum Beispiel: „Die Schulung war etwas langatmig.“ Jetzt könntest du mehr Pausen einbauen, mehr Übungen, mehr …
Aber der Schlüssel zur effizienten Verbesserung deiner Schulungen und Workshops liegt nicht darin, zu raten. Versuche nicht zu erraten, was dir der Teilnehmer sagen wollte. Frage lieber noch einmal nach. Schreibe eine E-Mail, bedanke dich für das Feedback und bitte um mehr Informationen. Erst wenn du diese Erklärung hast, solltest du ein Training wirklich verändern.
Schritt 2: Passe so wenige Dinge wie möglich an
Das Wichtigste ist, die Schulung nicht komplett neu zu entwerfen.
Wähle lieber nur einen Aspekt deiner Schulungen, von dem du glaubst, dass er sie verbessern würde. Wenn du das nächste Mal die Schulung durchführst, achte wieder auf das Feedback. Kam der Punkt nochmal auf, dass die Schulung zu langatmig ist? Nur wenn das der Fall ist, solltest du weitere Aspekte der Schulung diesbezüglich anpassen.
Warum solltest du so bei der Verbesserung deines Trainings vorgehen? Zum einen kostet es viel Zeit, eine Schulung immer wieder neu zu entwerfen. Aber was noch wichtiger ist: Eine umfangreiche Änderung birgt immer auch die Gefahr, gut funktionierende Aspekte einer Schulung zunichtezumachen.
Deshalb: Nimm lieber regelmäßig kleine Änderungen an deiner Schulung vor. Nutze dafür das Feedback deiner Teilnehmer. Langfristig funktioniert dieser Ansatz als Motor für die stetige Verbesserung der Trainingsqualität und deiner Kompetenz als Trainer.
Suchst du nach weiteren Angeboten, wie du deine Trainings, Schulungen und Workshops verbessern kannst?
Wirf einen Blick auf meinen Artikel: „Hinter den Kulissen: Wie ich als Professional Scrum Trainer Schulungen entwerfe (in 4 einfach nachzumachenden Schritten)“Melde dich zum nächsten „Training from the Back of the Room“-Training an. Termine findest du hier.