Im Daily Scrum deines Teams sprechen immer nur die Gleichen und jeder rechtfertigt sich, was er gestern getan hat? Das Resultat davon ist, dass sich das Daily Scrum ewig hinzieht.
Häufig beschreiben Scrum Teams mir diese Situation, wenn sie seit dem ersten Tag blind die „drei Fragen“ beantwortet haben: „Was habe ich gestern gemacht? Was werde ich heute machen? Was behindert mich bei meiner Arbeit?“ Obwohl sie schon viele Jahre nach Scrum arbeiten, haben sie diese Praktik nie hinterfragt, und die Scrum Master dieser Teams glauben, sie könnten das Ruder wieder herumreißen und in der Timebox bleiben, wenn sie das Meeting strenger moderieren.
Meine Erfahrung sagt mir, dass das nicht funktionieren wird.
Was aber klappt, ist den Fokus auf den Zweck des Daily Scrum zu lenken. Und außerdem deinem Team Freiraum zu geben, um diesen Zweck zu erfüllen. Also genau das Gegenteil: nicht mehr Kontrolle, sondern mehr Freiraum. Im Folgenden findest du drei Facilitation-Tipps, die dir helfen werden, die „drei Fragen“ über Bord zu werfen. Die Tipps helfen deinem Team, das Ergebnis des Daily Scrum in der vorgegebenen Timebox zu erreichen: einen Plan für diesen Arbeitstag zu erstellen, wie die Entwickler dem Sprint-Ziel näher kommen wollen.
Facilitation-Tipp #1: Konfidenz-Voting durchführen
Statt die Diskussion entlang der „drei Fragen“ zu moderieren, um den Fortschritt bei der Erreichung des Sprint-Ziels transparent zu machen, hat sich das Konfidenz-Voting als hilfreich erwiesen. Stelle hierzu den Entwicklern folgende Frage:
„Basierend auf dem heutigen Stand: Wie wahrscheinlich ist es, dass wir das Sprint-Ziel bis zum Ende des Sprints erreichen werden?“
Die Antwort sollen die Entwickler in Form eines „fist of five“-Votings geben. Dabei drückt jeder die Zuversichtlichkeit mithilfe seiner Finger aus. Wobei ein Finger weniger zuversichtlich bedeutet und fünf Finger für sehr zuversichtlich stehen.
Dies ist eine effiziente und zeitsparende Möglichkeit, um den Fortschritt transparent zu machen und jeden miteinzubeziehen. Ist das Resultat der Umfrage eine niedrige Zuversicht, bietet dies einfache Möglichkeiten, über Hindernisse bei der Bearbeitung der Aufgaben im Sprint Backlog zu sprechen.
Facilitation-Tipp #2: Offene Fragen stellen
Neben der Verwendung eines Konfidenz-Votings helfen auch offene Fragen, um den Entwicklern das Wesentliche vor Augen zu führen: den Fortschritt bei der Erreichung des Sprint-Ziels.
Hier 3 Fragen, die sich für mich bewährt haben, um den Zweck des Daily Scrum in den Fokus zu setzen:
Was hält uns davon ab, diese Aufgabe heute zu erledigen?
Wie würde es sich auf unser Sprint-Ziel auswirken, wenn wir unsere Arbeit an diesem Product-Backlog-Eintrag an diesem Punkt einstellen würden?
Wo können wir, statt einen neuen Product-Backlog-Eintrag anzufangen, anderen helfen, die angefangene Arbeit zu erledigen?
Facilitation-Tipp #3: Scrum-Board von rechts nach links durchgehen
Um im Daily Scrum eine Menge Zeit zu sparen, sollten wir uns als Team auf das Wesentliche fokussieren: das Hier und Jetzt.
Dies kannst du erreichen, indem du dein Team unterstützt, sich auf die Einträge im Sprint-Backlog zu konzentrieren, die bereits kurz vor der Fertigstellung stehen. Also auf der rechten Seite des Scrum-Boards. Lade dein Team dazu mit folgender Frage am Anfang des Daily Scrum ein:
„Was müssen wir heute tun, damit der Eintrag, der fast fertig ist, heute fertig wird? Und wer aus unserem Team kann uns dabei unterstützen?“
Am Ende sollten wir nicht vergessen: Ziel jedes Tages im Sprint sollte es sein, Einträge fertigzustellen. Das ist der beste Indikator, ob wir das Sprint-Ziel erreichen werden.
Facilitation-Tipp #4: Timer und ELMO verwenden
Um die Timebox nicht zu überschreiten und unnötige Nebendiskussionen auf später zu vertagen, haben mir bis heute zwei Tools immer gute Dienste geleistet.
Ein Timer.
Eine ELMO-Puppe.
Ein für alle Teammitglieder sichtbarer Timer hilft dem Team, den Fokus zu halten, und die Zeit nicht mit anderen Themen zu füllen. Um unnötige Nebendiskussionen einzuschränken, hilft mir bis heute auch der ELMO der Sesamstraße. ELMO steht hier für „enough, let’s move on“. Wenn ein Teammitglied den Eindruck hat, dass eine Diskussion nicht zielführend ist, sagt es entweder „ELMO“ oder hält die ELMO-Puppe hoch, um die Diskutierenden zu ermutigen, wieder zum eigentlichen Thema zurückzukehren oder zu erklären, warum diese Diskussion gerade jetzt wichtig ist.
Ich hoffe, diese 4 Facilitation-Tipps helfen dir, das Daily Scrum in der vorgesehenen Timebox zu facilitieren und dabei das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren: Den Fortschritt bei der Erreichung des Sprint-Ziels und einen Plan für diesen Arbeitstag.
Wenn du noch weitere Facilitation-Tipps hast, die sich bei deinen Teams bewährt haben, dann schreibe sie doch in die Kommentare.