Die Produktvision stellt den Leitstern dar.
Allgemein beschreibt eine Vision, wie Erfolg in der Zukunft aussehen soll. Sie ist ein Bild dieses Erfolges. Dabei ist eine Vision kein strategischer Plan, beschreibt also nicht konkret, wie wir erfolgreich sein werden. Und eine Vision ist auch kein Unternehmensleitbild und keine Mission. Da sie den Endzustand darstellt, vergleiche ich sie eher mit einem Nordstern.
Nach Ari Weinzweig muss eine effektive Produktvision folgendermaßen sein:
Inspirierend: Sie sollte alle, die an der Umsetzung mitwirken, inspirieren.
Strategisch solide: Das bedeutet, dass es eine realistische Chance gibt, sie irgendwann zu erreichen.
Dokumentierbar: Die Vision muss aufgeschrieben werden.
Kommunizierbar: Sie muss nicht nur dokumentiert werden, sondern sie muss auch mit den Menschen geteilt werden.
Zwei weitverbreitete Techniken, um eine Produktvision zu erstellen, sind:
Produkt-Box: Die Grundidee hinter der Produkt-Box ist die Schaffung einer tatsächlichen physischen Box, die für die Vermarktung des Produkts verwendet werden kann.
Elevator-Pitch: Das Template ist wie ein Satz aufgebaut: Für [Zielgruppe], mit [Problem-Statement, Bedürfnis], liefert unser Produkt [Lösung], mit dem Versprechen, dass [Schlüssel-Feature]. Ungleich [Hauptwettbewerber], ist es [Alleinstellungsmerkmal, Wettbewerbsvorteil].
Die Produktvision stellt eine wirksame, agile Produktmanagement-Technik dar. Aus Scrum-Sicht ist sie aber nicht zwingend notwendig. Produkt-Ziel und Sprint-Ziel sind hingegen für Scrum Teams verpflichtend. Diesen widmen wir uns als Nächstes:
Das Produkt-Ziel ist ein langfristiges Ziel für ein Scrum Team.
Folgende Aspekte zeichnen ein Produkt-Ziel aus:
Das Produkt‐Ziel beschreibt einen zukünftigen Zustand des Produkts, welcher dem Scrum Team als Planungsziel dienen kann.
Das Produkt‐Ziel befindet sich im Product Backlog.
Der Rest des Product Backlogs entsteht, um zu definieren, wie das Produkt‐Ziel erfüllt wird.
Das Scrum Team muss ein Produkt-Ziel erfüllen (oder aufgeben), bevor es das Nächste angeht. Es gibt also immer nur ein Produkt-Ziel.
Zwei Hilfestellungen, um ein Produkt-Ziel zu formulieren:
Produkt-Ziel-Template: Um unsere [Produktvision] zu erreichen, müssen wir [diese Herausforderung] überwinden. Das Erreichen [des Produkt-Ziels] wird uns auf den richtigen Weg bringen, was sich durch eine Veränderung der [Kennzahl] von [aktuellem Wert] zu [gewünschtem Wert] messen lässt.
Produkt-Ziel-Canvas: Das Canvas von Ralph Jocham hilft auf kompakte Art, ein Produkt-Ziel darzustellen.
Neben einem langfristigen Ziel benötigen Scrum Teams auch ein Ziel, welches ihnen den Zweck des Sprints in ihrer täglichen Arbeit vor Augen führt.
Das Sprint‐Ziel ist die einzige Zielsetzung für den Sprint.
Das Sprint-Ziel zeigt dem Scrum Team die Richtung im Sprint:
Das Sprint‐Ziel wird während des Sprint‐Planning‐Events erstellt und dann zum Sprint Backlog hinzugefügt.
Während die Entwickler innerhalb des Sprints arbeiten, behalten sie das Sprint‐Ziel im Auge.
Das Sprint‐Ziel schafft also Kohärenz und Fokus und ermutigt somit das Scrum Team, zusammen, statt in separaten Initiativen, zu arbeiten.
Drei einfache Techniken, um ein Sprint-Ziel zu formulieren:
Sprint-Ziel-Template: Am Ende unseres Sprints werden wir [Ergebnis] teilen, welches einen Wert von [Auswirkung] verspricht.
Sprint-Ziel-Testfrage: Wenn wir dieses Sprint-Ziel erreichen – was hat sich aus Sicht der Stakeholder deutlich verändert oder verbessert?
Sprint-Ziel-Fokus-Test: Um zu überprüfen, ob das Sprint-Ziel dem Team hilft, sich zu fokussieren, hilft es, das Sprint-Ziel auf das Wort „und“, etwaige Kommas oder Und-Zeichen zu prüfen. Dies sind Anzeichen, dass es sich nicht um ein, sondern um mehrere Ziele handelt.
Nachdem wir geklärt haben, was Produktvision, Produkt-Ziel und Sprint-Ziel sind und wie sie erstellt werden können, bleibt noch die Frage zu beantworten, wie sie miteinander in Beziehung stehen. Im „Professional Scrum Product Owner“-Training teile ich mit den Teilnehmenden dazu folgendes Bild. Es geht auf Ralph Jocham zurück und erklärt anschaulich die Beziehungen.
Aus dem Schaubild können wir folgende Einsichten ableiten:
Sprint-Ziele sind immer taktisch. Sie sind konkret und helfen dem Scrum Team dabei, einen Plan von maximal 4 Wochen daraus abzuleiten.
Eine Produktvision ist nicht taktisch, sondern kann strategisch, risikoreich oder beides sein.
Das Produkt-Ziel stellt die Brücke zwischen der Vision und dem Sprint-Ziel dar.
Welche Techniken helfen dir bei der Erstellung von Produktvision, Produkt-Ziel und Sprint-Ziel? Schreibe sie in die Kommentare, damit wir alle davon lernen können.