Wie kann ich mich als Trainer weiterentwickeln?

Diese Frage stelle ich mir nicht nur selbst häufig, sondern höre sie auch regelmäßig von meinen Kursteilnehmern.

Meine Antwort lautet: Führe deine Schulungen gemeinsam mit einem Ko-Trainer durch.

Wenn du jetzt denkst, dass sich deine Arbeit dadurch finanziell nicht mehr so lohnt, mag diese Annahme kurzfristig zutreffen. Aber hast du auch die langfristige Perspektive im Blick? Wie kannst du sicherstellen, dass du als Trainer weiterhin gefragt bleibst?

Ich bin überzeugt, dass der Schlüssel zu deinem langfristigen Erfolg in deiner kontinuierlichen Weiterentwicklung liegt. Es gibt zwei Möglichkeiten: Du kannst spezielle Schulungen für Trainer besuchen – meine Schulung „Training from the Back of the Room“ ist ein Beispiel für einen solchen „Train-the-Trainer“-Kurs. Oder du arbeitest mit einem Ko-Trainer zusammen.

Betrachten wir einige der Vorteile davon, Trainings zusammen durchzuführen, im Detail:

Vorteil 1: Du entdeckst neue Übungen

Ich muss dir etwas gestehen:

Selbst nach über drei Jahren als Professional Scrum Trainer finde ich Übergänge zwischen verschiedenen Themen oder Übungen immer noch herausfordernd. Nehmen wir zum Beispiel das „Professional Scrum mit UX“-Training. Dort erkläre ich zunächst Business Outcomes und anschließend User Outcomes. Die Konzepte klingen ähnlich, sind jedoch grundlegend verschieden. Die Unterscheidung muss den Teilnehmern im Training klar sein. Andernfalls sind sie für den Rest des Trainings verwirrt und haben Schwierigkeiten, dem Training zu folgen.

Bei dem Übergang von den Business Outcomes zu den User Outcomes überlege ich immer Folgendes:

Die letzte Übung war lang. Eigentlich sollte jetzt eine kürzere Übung folgen, aber das Thema ist so wichtig. Was wäre eine kürzere Übung, die trotzdem das Wesentliche erklärt?Es ist schon spät am Tag und die Energie der Teilnehmer schwindet sichtlich. Wie kann ich den Übergang gestalten? Er sollte die Teilnehmer motivieren. Sie sollen sich noch einmal auf ein neues Konzept einlassen.Die Teilnehmer sollten vor dem Ende des Tages Zeit zum Reflektieren bekommen. Sie sollten darüber nachdenken, was sie über diese Konzepte erfahren haben.

In der Vergangenheit hat mich die Beantwortung dieser Fragen im Kurs überfordert und mich dazu gebracht, in meinem bewährten Ansatz zu verharren.

Nicht so im letzten Training.

Dieses Mal habe ich das Training mit Boris durchgeführt und er hat diese Sequenz moderiert. Ganz selbstverständlich hat er dafür eine Übung aus drei Schritten genutzt.

Hier die drei Schritte seiner Übung im Detail:

Er bat die Teilnehmer, aufzustehen und Paare zu bilden.Dann stellte er ihnen eine Frage und lud sie ein, sich eine Minute lang dazu auszutauschen. Jede Person im Paar hatte 30 Sekunden Zeit für ihre Antwort.Anschließend forderte Boris die Paare auf, ihre Partner zu wechseln, und er stellte eine neue Frage. Insgesamt hat er drei Fragen gestellt.

Die drei Fragen, die er den Teilnehmern gestellt hat:

Was ist ein Produkt, ohne das du nicht leben könntest?Warum kannst du ohne dieses Produkt nicht leben? Was ermöglicht es dir?Woran erkennt der Anbieter des Produkts, dass du ohne es nicht leben kannst?

Die Übung ist genial; sie löste alle meine Zweifel und Fragen:

Durch das Aufstehen und die kurzen Diskussionen wird die Energie der Teilnehmer gefördert.Die Fragen eignen sich perfekt, um den Unterschied zwischen Business Outcomes und User Outcomes an einem persönlichen Beispiel für jeden Teilnehmer zu veranschaulichen.Die Übung ist kurz, sodass noch genügend Zeit bleibt, um das neue Konzept zu reflektieren.

Warum erzähle ich dir diese Geschichte? Ich denke, die Vorteile davon, mit einem Ko-Trainer zu unterrichten, liegen jetzt auf der Hand:

Du lernst neue Übungen und Perspektiven, wie du Konzepte erklären kannst.Du lernst diese nicht nur, indem du mit anderen über Trainings sprichst, sondern siehst die Übungen direkt in der Anwendung. Dadurch kannst du die Reaktion der Teilnehmenden sofort erkennen.Du hast die Möglichkeit, deinem Ko-Trainer Rückfragen zu stellen, warum er die Übung so angeleitet hat.

Einen anderen Trainer bei der Arbeit zu beobachten, ist aber nicht der einzige Vorteil:

Vorteil 2: Unmittelbares und hochwertiges Feedback

Nichts unterstützt die Weiterentwicklung als Trainer so sehr wie Feedback.

Ich denke, wenn wir als Trainer öfter und früher Rückmeldung zu unserer Arbeit bekommen, verbessern wir uns schneller. Damit stehe ich nicht alleine da. Es gibt zahlreiche Studien, die den positiven Einfluss von Feedback auf die persönliche Entwicklung belegen. Die wohl bekannteste ist die Meta-Analyse des Bildungsforschers John Hattie, veröffentlicht in seinem Buch „Visible Learning“. Auch in der Softwareentwicklung hat sich diese Erkenntnis durchgesetzt, dort sprechen wir von „agiler Softwareentwicklung“.

Es gibt jedoch einen Haken:

Um als Trainer Feedback zu unserer Arbeit zu erhalten, gibt es bewährte Methoden. Ich bitte etwa die Teilnehmer, nach dem Training an einer Umfrage teilzunehmen. Alternativ können sie auch eine Bewertung abgeben.

Hier einige Beispiele von Bewertungen, die ich zu Beginn meiner Tätigkeit als Trainer erhalten habe:

„Bester Trainer“„Großartiges Training“„Super zwei Tage“„Ich habe viel über Scrum gelernt. Danke!“

Jetzt erkennst du den Haken, nicht wahr?

Schnelles und frühes Feedback ist wichtig, jedoch ist auch die Qualität des Feedbacks entscheidend für deine Entwicklung als Trainer. Diese Bewertungen signalisieren mir, dass ich etwas richtig gemacht habe. Doch was genau habe ich richtig gemacht? Habe ich Konzepte anschaulich erklärt? Waren die Übungen kurzweilig? Waren es die Location, der Kaffee oder das Mittagessen?

Genau hier kann dir dein Ko-Trainer qualitatives Feedback geben.

Hier einige Beispiele:

„Hey Simon, jetzt hast du die Gruppe verwirrt; die letzten beiden Fragen waren doch identisch.“„Es scheint, als hätten wir das Cross-Team-Refinement vergessen …“„Mir ist aufgefallen, dass das Zeitfenster für diese Übung für die meisten Teilnehmer zu kurz war. Du solltest ihnen in der nächsten Runde mehr Zeit geben.“„Ich konnte dich nicht verstehen und bezweifle, dass die Teilnehmer deine Anweisungen hören konnten. Sprich bitte lauter.“

Dieses Feedback, das ich von meinen Ko-Trainern Peter, Marc und Boris erhalten habe, hilft mir, mich zu verbessern. Dabei ist das Feedback von hoher Qualität. Meine Ko-Trainer haben die Teilnehmer im Blick, sie kennen die Inhalte und haben bereits mit vielen Trainern zusammengearbeitet. Mehr noch:

Dieses Feedback bietet nahezu einen unfairen Wettbewerbsvorteil.

Denn ohne dieses Feedback hätte ich viele Trainings gebraucht, um herauszufinden, was ich besser machen kann. Durch meine Ko-Trainer lerne ich es sofort im Training und kann es bereits bei der nächsten Übung umsetzen.

Es gibt keinen besseren Weg zur schnellen Weiterentwicklung als Trainer.

Seitdem ich verstanden habe, welch unfairer Wettbewerbsvorteil im Feedback von erfahrenen Trainern steckt, handle ich entsprechend. Ich gebe auch den Teilnehmern meines „Training from the Back of the Room“-Trainings diese Chance. Sie müssen ein Konzept für ihre nächste Schulung erstellen und bekommen daraufhin sofortiges Feedback von mir und den anderen Trainern..

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